Entwicklung und Erprobung eines Präferenz-Konditionierungmodels bei Menschen

 

R. Mucha, N. Birbaumer

 

Labortiere zeigen ein Annäherungsverhalten gegenüber zuvor neutralen Reizen, wenn diese mit selbstverabreichten Drogen gepaart worden sind. Analog vermeiden sie solche Reize, die mit Entzugssituationen gepaart wurden (konditionierte Vermeidungsreaktion). Dieses Annäherungs- bzw. Vermeidungsverhalten ist theoretisch bedeutsam, da es den Erwerb von inzentiven Motivationseigenschaften des verstärkenden Drogenerlebnisses durch den Reiz refektieren könnte. Präferenzkonditionierung wird gegenwärtig ebenso benutzt als Tiermodell für das Verlangen nach Drogen, um individuelle biologische Komponeneten der Drogenmotivation zu analysieren. Solche Reize, die diese Effekte hervorrufen können, können auch konditionierte Drogentoleranz oder - sensibilisierung hervorrufen. Aus methodologischen Gründen gibt es jedoch kaum eine Übertragung von Präferenz- und anderen Konditionierungsphänomenen auf den Menschen.

 

Dementsprechend haben wir eine Präferenztestmethode entwickelt und ausgewertet, die auf einer 2-Reiz, unvoreingenommenen Präferenzkonditionierungsmethode beruht, die wir bereits früher in Arbeiten mit Labortieren angewandt haben. Der Test besteht aus zwei Tonbändern, die jeder ein anderes Geräusch produzieren. Diese werden mit einem Kopfhörerpaar verbunden durch einen Schaltmechanismus. Die Tonbänder und der Schaltmechanismus machen es dem Probanden möglich, einem der akustischen konditionierten Reize zuzuhören. Um den Probanden zu zwingen, aktiv einen der beiden Töne auszuwählen, wird ein drittes Tonband eingeschaltet, das lediglich leicht aversives weißes Rauschen abgibt, das alle 15 Sekunden automatisch eingblendet wird, und nur durch die Wahl eines der beiden anderen Töne ausgeblendet werden kann; dies bietet dem Probanden auch einen im Verhältnis zu den beiden andern Tönen neutralen Reiz an. Der Test dauert fünf Minuten. Die relative Einschaltdauer der beiden Töne wird erfaßt.

 

Die angewandten akustischen Reize sind vertraut aber nicht häufig gehört. Sie bestehen aus dem Ticken eines mechanischen Weckers und entweder dem Piepsen das durch Einsekundenimpulse einer 5000 kHz Sinuswellenaktivität in unregelmäßigen Internvallen produziert wird, oder durch das Testgeräusch des Ultrakurzwellensenders.

 

Der anfängliche Bias gegenüber den Testgeräuschen wurde bei untrainierten Individuen untersucht. Beim Test der Kombination Ticken-Piepsen zeigten sich Zeiten von 143 + 27 und 194 + 46 sec. (n=6). Die Kombination Ticken-Testgeräusch zeigte Zeiten von 263 + 15 und 216 + 14 sec. In beiden Fällen zeigte sich eine leichte unkonditionierte Tendenz , das Ticken vorzuziehen, indem 9/11 und 5/6 s länger dem Ticken als einem der beiden anderen Geräusche zugehört wurde.

 

Erlernte Präferenzveränderungen wurde mit Probanden untersucht, die individuelle Paarungssitzungen erhielten, wobei es zwei Arten von Paarungssitzungen gab: eine Verstärkerpaarung und eine Kontrollsitzung und eine Kombination dieser zwei testreihen wurde Trainingzyklus genannt. Wir haben ein Studie durchgeführt, die Rauchen als Verstärker benutzte und haben gefunden, daß ein Paarungszyklus nicht ausreicht, um eine akustische Präferenz zu erzeugen. Nur zwei der 6 Probanden mit dem einmaligen Zyklus zeigten eine Präferenz für den CS-Plus-Ton gegenüber dem CS-Minus-Ton.

 

In einer Gruppe von Rauchern allerdings, die 3 bis 5 Paarungen erhielten, zeigte sich, daß signifikant mehr Probanden längere Perioden mit dem Anhören des CS-Plus-Geräusches als mit dem des CS-Minus-Geräusches verbrachten. Dieses Präferenzmodell wird zur Zeit mit Stressoren (Kopfrechnen) getestet und mit der Nahrungsaufnahme bestimmter verstärkend wirkender Speisen.

 

Die bisher erhobenen Daten bestätigen die Annahme, daß die eingesetzte Methodologie valide ist für die Untersuchung motivationeller Effekte von Drogen und verwandten Verstärkern beim Menschen.